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Mit Gröfaz zum Endsieg

Von Hosbach, 11. März 2023

Während am Beginn des sog. Dritten Reiches mit Einmarsch ins Rheinland und in die sudetendeutschen Gebiete Tschechiens und der „Anschluß“ Österreichs sowie die ersten Blitzkriegserfolge eine Begeisterung für den Nationalsozialismus hervorriefen, steuerte der „Größte Führer aller Zeiten“ (kurz „GRÖFAZ“) Hitler mit Hilfe des klumpfüßigen Propagandaministers Göbbels und des fettleibigen Reichsluftfahrtministers Göring ab 1939 auf den arischen Untergang zu, unter Zeitgenossen liebevoll „Endsieg“ genannt. Da man den Briten in Coventry und London skupellos die Flächenbombardierung vorgemacht hatte und auch die Briten mit General Arthur Harris über einen namhaften Psychopathen verfügten, schlug nun die Stunde der Verwüstung für das Ruhrgebiet, Bochum und auch den SGV Bergmannsheil.

Dabei war man noch kurz vor Kriegsbeginn in weiser Voraussicht davon ausgegangen, dass Kleingartenanlagen bei Bombardments eine Rolle beim Luftschutz spielen:

Der Kleingarten macht den Kleingärtner zum zuverlässigen und staatsbejahenden Volksgenossen. Dies verstärkt naturgemäß den Wehrwillen des Kleingärtners. Die gesündere Lebensweise und die gesündere und kräftigere Kost, die der Ertrag des Gartens ermöglicht, erhöht außerdem die Wehrfähigkeit. Da außerdem Kleingartenanlagen im Weichbilde der Städte bessere Entlüftungsmöglichkeiten und dadurch einen stärkeren Schutz gegen Luftangriffe bilden, ... ist die Förderung des Kleingartenwesens von großer wehrpolitischer Bedeutung.

Hermann Steinhaus, Fachschaftsleiter, in: Grundsätzliche Kleingartenfragen. Zur Unterrichtung der Unterorganisationsleiter des Reichsbundes Deutscher Kleingärtner e.V., Berlin, 1938, S. 26

Ein erster Bombenangriff auf Bochum erfolgte am 12.6.1941. Weitere Flächenbombardements folgten am 6.9.1941, 2.6.1942, 10.7.1942, 13.1.1943, 13. und 14.5.1943, 12. und 13.6.1943, 10.7.1943, 7.10.1943 und 29.11.1943. Doch auch Präzisionsangriffe wie die am 17.5.1943 durchgeführte Sprengung der Möhnetalsperre durch britische Bomber hatten Auswirkungen auf Bochum: Für Wochen fiel die regelmäßige Wasser- und Stromversorgung aus. Behelfsmäßig wurden alte Zechenstollen zum Luftschutz wieder eröffnet. Für den Schrebergartenverein Bergmannsheil war das der alte Prinzessin-Oberstollen an der Ehrenfelder Strasse.

Ab Mai 1943 gab es über 150 Luftangriffe auf Bochum. Insgesamt sollten 550.000 Bomben auf der Stadt niedergehen. Viele Vereinsmitglieder hatten keine eigenen Wohnungen mehr und richteten ihre Wohnstätten auf ihren Parzellen ein.

In einem offiziellen Aufklärungsfoto der US Air Force vom 5.11.1944 wird vermerkt: Eine Schadenserfassung sei nur eingeschränkt möglich, da alles immer noch brennt ("...largely obscured by drifting smoke from burning buildings"); Quelle: Air Force Historical Research Agency, Maxwell, Alabama, USA

Von besonderer Bedeutung für den SGV Bergmannsheil wurde der Angriff der britischen Airforce am 4. November 1944: Mit dem nahe gelegenen Bochumer Verein als Hauptziel trafen in nur einer Stunde ab 19 Uhr 10.000 Sprengbomben und über 130.000 Brandbomben das Ehrenfeld und die Innenstadt aus insgesamt 749 Flugzeugen. RAF-Airman John Riley Bryne von der 550. RAF-Staffel notierte in seinem Tagebuch: „The target was a blazing inferno (Das Ziel war ein loderndes Inferno.)“ Im offiziellen Verzeichnis des RAF-Logbuches wird der Angriff als „besonders erfolgreich“ gefeiert. Dadurch starben 1.300 Menschen, 2.000 wurden verwundet und 70.000 wurden obdachlos. Die Werksgelände des Bochumer Vereins und die umliegenden Wohn- und Geschäftsviertel wurden völlig zerstört.

Das nahe gelegene Krankenhaus Bergmannsheil wurde völlig zerstört. Auf dem kleinen Areal fanden sich 129 Bombeneinschläge bzw. Blindgänger. Der SGV Bergmannsheil wurde schwer verwüstet. In den offiziellen Karten der Stadt sind allein für den KGV Bergmannsheil 94 Bombentrichter (ohne Blindgänger) verzeichnet worden. Der benachbarte Gartenverein der Eisenbahner zählte 83 Volltreffer. Hinzu muss man noch 10-20% Blindgänger rechnen. Von 23000 Bochumer Häusern blieben nur etwa 1000 unbeschädigt. Fast jede intakte Gartenlaube wurde nun von Ausgebombten bewohnt. Überlebt hatten damals die Bergmannsheiler aus Kleingartenverein und Krankenhaus gleichermaßen in dem nächstgelegenen Luftschutzstollen, welcher von der Radrennbahn zum Bergmannsheil-Krankenhaus führte. Schutz bot auch ein Tunnel, der vom Terassenweg unter den Gleisen zum Bochumer Verein führte.

Die Behelfsheime, in die sich die Überlebenden retteten, hatten am 23. Dezember 1944 gesetzgeberischen Schutz erfahren, in dem Adolf Hitler die „Verordnung über Kündigungsschutz und andere kleingartenrechtliche Vorschriften“ änderte. Nunmehr waren Kleingartenbesitzer verpflichtet, bei Abwesenheit (z.B. durch Einberufung zur Wehrmacht) anderen „Volksgenossen“ die Nutzung ihres Gartens zu ermöglichen. Zur Nutzung konnte auch das Bewohnen der Gartenlaube durch ausgebombte Obdachlose gehören. Des weiteren konnte nun ein „Reichswohnungskommissar“ die Enteignung von Kleingärten verfügen, wenn diese zur „Reichsverteidigung“ gebraucht wurden. Von dieser Regelung wurde weiter Gebrauch gemacht, in dem man FLAK inmitten der natürlichen Tarnung von Obstbäumen platzierte. Letzteres führte zur gezielten Bombardierung von Kleingartenvereinen durch amerikanische Jagdbomber, die diese FLAK-Stellungen ausschalten sollten. Den SGV Bergmannsheil traf dies jedoch nicht mehr, da er bereits am 4. November 1944 weitestgehend zerstört worden war – trotz oder wegen der in der unmittelbaren Nähe befindlichen FLAK-Stellungen des FLAK-Regiments 67 der 22. FLAK-Division unter dem Kommando von Oberst Kurt Zausch. Bei dem Bombenangriff am 4.11.1944 verloren allein bei der 8,8cm-FLAK-Stellung am Springorum ein Dutzend Bochumer, meist jugendlicher FLAK-Helfer ihr Leben.

In der Zwischenzeit reagierten die Briten bei der Einbeziehung der Kleingärtner auf ihre schlechte Versorgungslage: Sie gruben für den Sieg ("Dig for Victory") und riefen zur winterlichen Vorratswirtschaft auf.

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